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AutorenbildClaudia

Baselbieter Milchgomfi

Aktualisiert: 27. Mai 2021



Das todsichere Rezept:

4 l Bio-Vollmilch idealerweise direkt vom Bauern | 1 kg Zucker | 1 gestrichenen TL SpeiseSoda (Natron) | ½ Vanilleschote Die Milch mit dem Zucker zusammen aufkochen.

Sobald die Masse kocht, das in ½ l Wasser aufgelöste Speisesoda dazugeben. Die halbe Vanilleschote quer aufschneiden und die Samen auskratzen. Ebenfalls zur Milch geben.  Die Masse muss mindestens 3 Stunden kochen. Laufend muss gerührt werden. Dann fängt die Milch langsam an einzudicken. Sobald sie eine dunkle, braune Karamellfarbe entwickelt hat und nur noch honigartig vom Kochlöffel tropft, wird der Topf in einen Kübel mit Eiswasser gestellt und die Milchgomfi unter Rühren abgekühlt.


Dann wird die Masse in heiss ausgespülte Gläser gefüllt. Die Gläser gut verschliessen.


Ergibt ungefähr 2 l. 

Wozu der Aufwand?

Milchgomfi schmeckt ausgezeichnet als Belag auf dem Butterbrot. Wie normale Gomfi eben. Natürlich kann man sie auch als Dessert verwenden. Z.B. als Topping zu Eis oder zu Crepes. Ich mische sie gerne mit Naturejoghurt und esse sie so. Es gibt auch Leute in unserer Familie die essen locker heimlich ein Töpfchen alleine leer...

Wie kam's zu dem Rezept? Baselbieter Milchgomfi ist wirklich nichts Neues. Ausser der Name vielleicht. Von meiner Mutter weiss ich nämlich, dass Milchgomfi schon meine Grossmutter gekocht hat.

Vielleicht muss ich sagen, dass meine Mutter in Argentinien grossgeworden ist, und dass zu der Zeit die Eisschränke noch nicht elektrifiziert waren. Ein grosser Teil des Platzes war schon durch den Eisblock ausgefüllt, den der Eismann brachte. Milchgomfi oder mit argentinischem Namen Dulce de Leche war eine der Möglichkeiten Milch aufzubewahren und Platz im Kühlschrank zu sparen. Und ausserdem schmeckte sie allen. Nur leider war die Kocherei sehr aufwendig. Irgendwann kochte meine Grossmutter keine Milchgomfi mehr und so ging das Rezept verloren. 


Meine Schwester und ich, beide schon seit Kindheit in der Schweiz ansässig und karamellsüchtig, begannen Alternativen zu suchen. Wir tranken nun gezuckerte Kondensmilch wenn wir kein Dulce de Leche aus Argentinien hatten. Wir kauften auch den viel zu flüssigen Caramel-Brotaufstrich der Franzosen. Wir fanden mit der Zeit heraus, dass viele Länder eine Version der Milchgomfi kennen. In Mexiko deckte ich mich später auf einer Geschäftsreise mit Cajeta ein und brachte soviel wie ich tragen konnte in die Schweiz. Aber hier stellte sich heraus, dass die mexikanische Milchgomfi aus Ziegenmilch zubereitet wird und damit ziemlich herb im Abgang ist. Es braucht schon eine spezielle Gewöhnung um diese würzige Variante geniessen zu können. Manjar aus Chile und Dulce de Leche aus Uruguay waren für uns unerreichbar, da wir dort erst recht nicht vorbeikamen. Es blieb nur die ursprüngliche Alternative: Dulce de Leche aus Argentinien. Bei jedem der seltenen Familienbesuche mussten wir die maximal mögliche Menge mit in die Schweiz bringen. Nur: der Platz im Koffer ist beschränkt, die Grosszügigkeit der Zöllner bei Milchprodukten ebenfalls und für die Bandscheiben ist die Tragerei auch nicht gut! Also begann ich selber zu kochen. Zwei Jahre geronnene Milch und angebrannte Töpfe oder eingedickte Kondensmilch brachten Notlösungen für den Gluscht hervor, aber nichts was den Namen Milchgomfi verdient hätte.


Wieder führte mich im 2015 eine Reise nach Argentinien. Neben den Koffern füllte ich, auch mit Hilfe meiner Cousins, das Handgepäck mit allem was nur irgendwie nach Dulce de Leche aussah. Bei der Ausreise, war, wie so oft in diesem Land, warten angesagt. Irgendwann trieb mich meine Blase auf die Toilette. Da ich befürchtete mit meiner süssen Last nicht durch die enge Türe zukommen und die Taschen schon gar nicht auf den nassen Boden stellen wollte, liess ich kurzerhand mein gesamtes Gepäck im Warteraum zurück. Bei dem Gedränge würden einsame Gepäckstücke kaum als solche erkennbar sein. Doch wie hatte ich mich getäuscht. Kaum zurück wurde ich von aufgeregten Menschen angesprochen die davon überzeugt waren jemand sei ohne Gepäck weitergereist. Sie versuchten nun lautstark sich einig zu werden, wie sie in der misslichen Situation hilfreich sein könnten. Ich erwartete, dass meine unüberlegte Tat (hätte in der Schweiz sicher zu einem Bombenalarm geführt und an die möglichen Folgen in Amerika möchte ich nicht mal denken) mir Ärger einbringen würde. Aber weit gefehlt. Als die Leute hörten, was ich in meinem Gepäck hatte und wie sehr ich die Milchgomfi in der Schweiz vermisste, ging eine Schleuse des Mitgefühls auf. Was soll ich sagen, das war auch die Quelle für mein todsicheres Rezept: zwei Frauen aus San Louis, interessanterweise beide mit dem Namen Burger, denn sie waren mit zwei Brüdern aus einer schweizer Auswandererfamilie verheiratet, empfahlen mir folgendes: 


Koche 4l Milch und 1l Wasser mit 1kg Zucker auf. Sobald die Flüssigkeit kocht, reduzierst du die Temperatur, gibst ein Teelöffelchen Soda und eine halbe Vanilleschote dazu. Nun lässt Du leise köcheln, und rührst ungefähr 4 Stunden. Wenn etwa noch 2 l übrig sind und die Masse honigartig vom Löffel tropft hast Du es beinahe geschafft. Nun stellst Du den Topf in Eiswasser und rührst bis die Masse kalt ist. Gib sie in saubere Gläser und bewahre diese im Eisschrank auf! Und wirklich, diesmal klappte es. Ich musste noch etwas üben bis ich das Rezept endlich perfektioniert hatte! Meine Töpfchen sind jetzt sogar ohne Kühlung haltbar! Inzwischen hat der 40te gelungene Ansatz das Licht der Welt erblickt und die ganze Geschichte ist Routine. Anstatt nach Argentinien, reise ich jetzt nur noch zum Bauern Schürch. Seine Vollmilch lässt sich viel besser transportieren und verzollen muss ich sie auch nicht! Und kaum droht die Sache langweilig zu werden, kommt im 2019 das Dulce de Leche Buch des argentinischen Star-Patissiers Luciano Garcia heraus. Also bin ich nun daran zu sehen wie ich mit seinen Tipps eine noch verbesserte Rezeptur herausbekomme! Erste Versuche sind vielversprechend! 

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