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  • AutorenbildClaudia

Blöterli Wyy

Aktualisiert: 20. Feb. 2021


Ein verführerisch duftender, perliger aber kaum alkoholhaltiger Schaumwein aus Holunderblüten.
Blöterli Wyy



Das todsichere Rezept:

20 Blütendolden von Holunder | 8 Reiskörner | 8 l Wasser | 1 kg Zucker | 30 g Zitronensäure | 3 Bio-Zitronen | genügend saubere abgekochte neue Champagner oder Bierflaschen oder  Petflaschen für 8 Liter 1 Liter Wasser mit dem Zucker erhitzen und rühren, bis er sich aufgelöst hat, in ein nicht metallenes Gefäß schütten, die  restlichen 7 Liter Wasser und die Zitronensäure unterrühren. Nun kommen in den Sud bei sonnigem Wetter gesammelte und ausgeschüttelte Blütendolden, Reiskörner und die gewaschenen, ungeschälten, in feine Scheiben geschnittenen und entkernten Bio-Zitronen. 


Das Gefäß mit einem Gitter,Tuch oder Glas bedeckt 2 Tage in der Sonne stehen lassen! Dann filtrieren. (z.B. durch ein Tuch welches in ein Sieb eingelegt wurde.) In saubere Flaschen füllen. Petflaschen nur zu zwei Dritteln füllen. Den Plastikstopfen der Glasflaschen fest verschliessen und mit dem dafür vorgesehenen Metallkörbchen befestigen. Die Flaschen an einem kühlen Ort lagern.  Nach einigen Tagen hat sich in den Petflaschen eine kohlensäurehaltige Limonade gebildet welche innerhalb der nächsten 2 Wochen getrunken werden sollte. Der Spumante in den Glasflaschen kann ab drei Monate nach der Abfüllung getrunken werden. Er ist mindestens ein Jahr haltbar

Wozu der Aufwand?

Das Rezept liefert neben dem, nebenbei gesagt, nicht stark alkoholhaltigem, Holunderblütenspumante auch kohlensäurehaltige Holunderblütenlimonade. Beide eignen sich hervorragend, an warmen Sommertagen im lauschigen Garten den Durst zu stillen, oder bei einem Fest anzustoßen ohne gleich einen Kater befürchten zu müssen. Wie kam's zu dem Rezept?

Wenn man das steile Sträßchen heraufkommt, und sich der wunderbare Landhausgarten voller Blumen, und wie zufällig am rechten Ort wachsender Sträucher und Bäume, vor einem auftut, beginnt man zu ahnen, dass man in einer besonderen Welt angekommen ist. 


Und wirklich: Bei unseren Freunden im Schwarzwald ist die Welt noch in Ordnung. 


Während er in einer seiner Garagen ölverschmiert unter einem Oldtimer liegt, optimiert sie ihren Bauerngarten oder kocht dessen Produkte ein. 



Kommt man zu Besuch, und es ist Sommer, wird man bestimmt am Seerosenteich dinieren. Ist es hingegen Winter, wird man wohl in der gemütlichen Stube vor dem warmen Kachelofen sitzen und einen Schmorbraten aus demselben geniessen. Immer gibt es auch eine Auswahl ausgezeichneter Käse und passende Weine. Und zum Abschluss vielleicht noch ein Basilikum- oder ein Cassissorbet. Oft endet dann das Fachsimpeln der Ingenieure abrupt und man fragt die Gastgeberin: 'Um Gottes Willen! Wie kommst Du denn auf so eine Idee? Basilikumsorbet?' Und je mehr Wein schon im Spiel war, desto spannendere Rezepte oder Menuekombinationen werden in die Gesprächsrunde geworfen.


An diesem gemütlichen Abend erzählte uns unsere Gastgeberin von Holundersekt der seit Jahren in ihrem Keller schlummert. 'Der könnte doch vielleicht ganz gut zum Sorbet passen?' Konnte sich irgendjemand vorstellen. 'Ja vielleicht!...' Sie sah nachdenklich vor sich hin. 'Aber bestimmt ist er schon seit Jahren nicht mehr trinkbar.' Das war offenbar nicht alles was ihr Herz bewegte, denn wer sie kennt, sah ihr sofort das leichte Unbehagen an. 'Ehrlich gesagt habe ich mich einfach nicht getraut die Flasche zu öffnen.' Nachdenkliche Pause. 'Weil ich gelesen habe, dass schon Flaschen geplatzt sind und die Scherben beinahe jemanden erstochen haben!' platzte es aus ihr heraus. Aber Alkohol setzt jegliche Art von Hemmschwelle herunter, und so trippelte unsere kleine Gruppe schon bald in aufgekratzter Erwartung in die Gewölbe des alten Landhauses hinunter, um den Holundersekt zu suchen. Nicht lange dauerte es, bis sich unter einer verstaubten Holzbank, gut gesichert mit einem Tuch, eine Flasche fand.


Einer nach dem anderen liefen wir, einen vorsichtigen Abstand zwischen uns lassend, dieselbe Treppe wieder hinauf, die wir eben heruntergekommen waren. Zuvorderst der Hausherr, der die Flasche hielt, als hätte er eine ungesicherte Handgranate im Arm. Es war totenstill geworden. Keiner atmete, als er das Tuch lüftete und den Deckel der Bügelflasche springen liess. Es knallte zwar, aber die Flasche blieb ganz. Schon bald sprudelte die pastellgelbe Flüssigkeit in die erwartungsvoll hingereichten Sektgläser. Eine Nase nach der anderen senkte sich sogleich tief in die Öffnung jedes Glases. Und tatsächlich; was für ein Duft uns da entgegenschlug, ist kaum zu fassen, und noch weniger mit Worten zu beschreiben. Die Gläser wurden zum Mund genommen, und die Schlücke mit erstauntem Gemurmel quittiert. Das war unerwartet. Ein zart blumig duftender Schaumwein. Lieblich im Geschmack aber nicht zu sehr. Ob es zum Basilikumsorbet passte, weiss ich nicht mehr, aber es war mir sofort klar, dass ich die Sektherstellung auch würde ausprobieren müssen. Und so machte ich mich, kaum waren wir aus dem tiefen Schwarzwald zurückgekehrt auf, um im Internet mehr über dieses Getränk zu erfahren. Ich wollte ja nicht von meinen eigenen Flaschen erschossen werden. 


Und nun, nach vielen Versuchen und Optimierungen, dem Feedback von diesem und jenem zufriedenem Testöffner und -trinker kann ich sagen: ich habe das todsichere Rezept gefunden!




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