Das todsichere Rezept:
10 Dolden Mädesüss | 5 Äste Minze | 1 l Wasser | 1 kg Zucker | 3 Bio-Zitronen
1 Liter Wasser mit dem Zucker erhitzen und rühren, bis er sich aufgelöst hat. Die Zitronen in feine Scheiben geben und dazugeben. Die Lösung wird nun über die gewaschenen Kräuter gegeben und alles wird mit einem sauberen Tuch zugedeckt. Während drei Tagen lässt man den Aufguss ziehen. Es beginnt sich ein verlockender Duft zu entwickeln.
Als nächstes werden die Kräuter und die Zitrone abgesiebt. Der Sirup wird kurz aufgekocht bevor er in die heiss ausgespülten Sirupflaschen gefüllt wird.
Wozu der Aufwand?
Minze und Mädesüss kann man an den Wasserläufen der Alp finden. Wenn man Zitronen und Zucker zuhause hat, ist so ein Sirup mit wenig Arbeit gemacht. Kommt hinzu, dass ich dafür die alten Weinflaschen und Korken wieder verwenden kann und mir darum den Gang zur Recyclingstelle spare. Und wenn das nicht schon toll wäre: der Sirup schmeckt so gut, dass ich ihn kalt im Sommer und als Punsch im Winter trinken kann. Und als Dreingabe muss ich auch keine Süssgetränke mehr zur Alp hochschleppen!
Wie kam's zu dem Rezept?
Eigentlich ziemlich genau so wie es zu allen guten Rezept kommt: Man kennt etwas, entdeckt etwas Neues und bringt die zwei Dinge zusammen.
In diesem Fall war es auch noch Glück.
Wir fuhren eben mit dem Auto die steile Bergstrasse hinauf. Zitternd, ob uns ein Fahrzeug entgegen kommen würde und wir auf dem engen Strässchen rückwärts zu einer Ausweichstelle zirkeln müssten. Auf der einen Seite von uns ging der bewaldete Hang, von dem ab und zu Steine herunterkollerten, steil nach oben. Auf der anderen Seite fiel er noch steiler nach unten ab. Wir konzentrierten uns, mit jedem Nerv angespannt auf den Weg und darauf, ob wir hinter der nächsten Kurve vielleicht schon den Lichtkegel eines entgegenkommenden Autos erkennen könnten. Seit Corona hat der Verkehr derart zugenommen, dass einem auf dieser Gemeindestrasse inzwischen weit mehr als zwei Autos pro Bergfahrt entgegenkommen. In dieser Saison mussten wir sogar einen Kleinlaster in Panne kreuzen, wobei wir meinten unseren Rückspiegel an der gegenüberliegenden Felswand knirschen zu hören. Und ausserdem sahen wir einen PW der glücklicherweise mit der Wanne an der Strasse hängen geblieben war als er von der Strasse abgekommen war. Jedenfalls waren wir so konzentriert, dass wir die zarten weissen Blüten und der Bergbach beinahe übersehen hätten. Da wuchs ganz eindeutig Mädesüss! Nachdem ich das festgestellt hatte und es mir auch noch bewusst geworden war, waren wir schon so weit den Hang hinaufgekrochen, dass an rückwärts zurückrollen nicht zu denken war. Und so beschloss ich mir die Stelle zu merken und bald zurückzukommen. Natürlich war das wie immer. Man vergisst. Aber glücklicherweise mussten wir bald wieder den Hang hinauf und das Mädesüss fiel wieder ein. Und zwar so rechtzeitig, dass wir auch noch eine Ausweichstelle fanden, wo wir das Auto hinstellen konnten. Ich nahm mein Wundertool, dass ich nun immer dabeihabe: eine ausklappbare Gartenschere in hübschem Blumenmuster und wollte mir gerade ein Sträusschen der duftenden Blüten abschneiden, als mir die violetten Blüten der Rossminze ins Auge stachen. Ich hatte kürzlich einen Mädesüssspumante mit Malve und Minze versucht, und das Ergebnis war berauschend gewesen. Diese Kombination von Mädesüss und einer anderen Minze als Sirup zu versuchen schien einen Versuch wert zu sein.
Und so schnitt ich mir von jedem der Kräuter fünf Zweiglein ab und setzte den Sirup an. Mit jedem Tag entwickelte sich der Duft des Mädesüss ein bisschen mehr. Keine grosse Überraschung, aber eine grosse Freude, dass so ein süffiges und erfrischendes Getränk daraus geworden ist.
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